Josef (AT), 69, EDV Prozessmanager i.R., Bisamberg/Österreich

27.05.2020

"Wenn man das Agieren der maßgeblichen weltpolitischen Akteure verfolgt, kann ich mir langfristige positive Auswirkungen nicht vorstellen."

Die Tage vor dem Lockdown haben wir in Köln verbracht. Durch die Vorbereitung des Begräbnisses meines Schwagers in Düsseldorf, waren wir von den aktuellen Ereignissen etwas abgelenkt, aber doch gut informiert. Wir haben die Entwicklung offensichtlich gut eingeschätzt, da wir am Tag nach dem Begräbnis unseren Plan noch länger zu bleiben, geändert haben. Wir sind nach Hause aufgebrochen, wo wir einen Tag vor der Grenzschließung angekommen sind.

Rückblickend finde ich auch, dass die Regierung in Österreich richtig reagiert, bzw. gehandelt hat.

Da meine Frau und ich in Pension sind, waren die Tage während der Quarantäne nicht total unterschiedlich zu unserem sonstigen Alltag. Lange Spaziergänge mit dem Hund über die Felder, die Begegnungen mit den anderen Hundebesitzern mit Abstand. Viel Zeit vor dem Fernseher, um alle Entwicklungen weltweit zu verfolgen. Viele Aktivitäten im Haus und Garten, die schon länger geplant waren, wurden endlich angegangen. Am meisten haben wir aber die Kontakte mit Familie und Freunden vermisst und uns auch große Sorgen um unsere Familien gemacht.

Was ich der Krise Positives abgewinnen kann? Im privaten Bereich habe ich die Entschleunigung als positiv empfunden. Dinge, die man vor sich hergeschoben hatte, wurden angegangen. Die Ruhe, die bei uns geherrscht hat, war fast unheimlich, surreal. Keine Flugzeuge, kein Autolärm und das Firmament mit einem traumhaften Sternenhimmel - das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch bemerkenswert ist die Tatsache, dass es in den ersten drei Wochen im Lockdown kein politisches Hick Hack der Parteien gegeben hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass es das je gegeben hat und ich werde es vermutlich auch kein zweites Mal erleben.

Meinen Urenkeln werde ich eines Tages erzählen, dass wir davon ausgehen müssen, dass Ereignisse, die irgendwo in der Welt passieren, jederzeit auch bei uns eintreten können. Hoffentlich werde ich dann auch von Beispielen von langfristigen positiven Folgen aus der Krise erzählen können. Das wäre schön, aber wenn man das Agieren der maßgeblichen weltpolitischen Akteure verfolgt, kann ich mir langfristige positive Auswirkungen nicht vorstellen.

We spent the last days before the lockdown in Cologne. While preparing my brother-in-law's funeral in Düsseldorf, we were somewhat distracted from the current events, but still well informed. With hindsight, we obviously assessed the developments correctly, since we changed our plan to stay in Germany (which we had originally intended to do) the day after the funeral. We left for home, where we arrived only a day before the borders were closed down.
In retrospect, I also think that the Austrian government in Austria reacted correctly.
Since my wife and I are retired, the days during the quarantine were not completely different from our normal life. Long walks with the dog across the fields, all encounters with other dog owners from a distance. We spent lots of time in front of the TV to stay up to date on all worldwide developments. Many activities in the house and garden that had been planned for a long time were finally taken on. Most of all, we missed physical contact with our family and friends and were also very worried about our families.
What positive aspects I can derive from the crisis? In my private life, I found the deceleration to be really positive. Things that had been postponed for a long time, were finally done. The calm and quiet that prevailed here was almost eerie, surreal. No planes, no traffic noise and that starry sky - I will always remember that. Also noteworthy is the fact that there had not been any political squabbling by the different parties for the first three weeks during the lockdown. I do not remember that that had ever happened before and I probably will not experience it a for second time.
One day I will tell my great-grandchildren that we always have to assume that events that happen anywhere in the world can also happen to us at any time. Hopefully by then I will be able to tell them about long-term positive consequences from the crisis. That would be nice, but if witnessing the actions of the key global political actors, I cannot imagine long-term positive effects.