Katharina (AT), 26, Qualitätsmanagerin, Wien/Österr.

24.05.2020

"Am meisten hat mir das Unbeschwerte gefehlt - auf einen After-Work-Drink gehen oder die Frühlingssonne in einem Park genießen."

Die letzten Tage vor dem Lockdown haben mich, im Nachhinein betrachtet, durch die sozialen oder auch nicht sozialen Begegnungen beim Einkaufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln geprägt. Das kurze Einkaufen nach der Arbeit, um für das Abendessen ein paar Weckerl und Salat zu besorgen, habe ich mir schnell abgewöhnt. Ich wollte nicht mit übersensiblen "Aggro-Hamstern" um die letzten Eiweißweckerl streiten. Seither wird der Wocheneinkauf nun samstags erledigt. Aber auch bei den Samstagseinkäufen stand ich manchmal gefühlt minutenlang fassungslos neben meinem Einkaufwagerl, weil dieses Gedränge mit gekonnter Ellbogentechnik und das gierige Beladen des Einkaufwagens der Menschen (oder "Tiere") für mich nicht nachvollziehbar war. Obwohl die Regale sehr leer wirkten, war trotzdem noch mehr als genug da, um nicht am Hungertod sterben zu müssen. Ich habe immer versucht, die neue Corona-Situation ruhig und gelassen zu nehmen, jedoch mit bestimmter Ernsthaftigkeit mit Rücksicht auf mich und die Menschen um mich herum. Zwischendurch gab es natürlich auch positive Situationen, in denen das Gegenüber unerwartet rücksichtsvoll gehandelt hat. Von der Entwicklung selber war ich nicht überrascht. Die Zahlen der Corona-Erkrankungen haben schnell gezeigt, dass das Virus rasant übertragen wird und kaum eingegrenzt und nachverfolgt werden kann. Ein Lockdown war also vorhersehbar und aus meiner Sicht auch sinnvoll.

Von der richtigen Quarantäne, also fast "eingesperrt" zuhause im Homeoffice kann ich nicht wirklich berichten. Die Quarantäne konnte ich in diesem Sinne nur am Wochenende spüren, wenn das Saturday-Nightlife auf den Balkon verlegt wurde, anstatt in einem Lokal stattzufinden Trotz der Ausgangsbeschränkungen kam keine Langeweile auf und es war schön, die Zeit zu zweit zu genießen: Das Garteln am Balkon, die Laufschuhe wurden aktiviert, neue Cocktails gemixt und neue Rezepte (süß & pikant) ausprobiert oder einfach entschleunigt mit der Gitarre auf der Balkon-Couch gesessen - somit waren auch die zusätzlichen Quarantäne-Kilos gesichert ;-)

Am meisten hat mir der persönliche Kontakt mit der Familie und den Freunden gefehlt. Einfach das Unbeschwerte - auf einen After-Work-Drink gehen oder die Frühlingssonne in einem Park genießen. Auch das Osterfest und viele Geburtstage, darunter auch meiner, sind in die Quarantänezeit gefallen. Hier muss ich aber anmerken, dass meine Kolleginnen versucht haben, meinen Quarantäne-Geburtstag im Büro etwas zu verschönern: Lasagne und Brownies mit Mundschutzmaske und Partyhut :-) Schmerzlich waren auch die Absagen der bevorstehenden Konzerte hinzunehmen. Der persönliche Konzertkalender 2020 war besonders dicht ausgefüllt.

Meiner Meinung nach wird die Pandemie langfristig nur geringe Auswirkungen auf das Verhalten unserer Gesellschaft haben - wirtschaftlich jedoch enorm. Die Quarantäne-Zeit, in der die Menschen nur für die notwendigsten Erledigungen außer Haus gingen, war in dieser Hinsicht zu kurz. In den ersten 2-3 Wochen nach der Bekanntgabe der ersten Maßnahmen, hat sich Wien in eine Geisterstadt verwandelt. Selbst ist mir das am Weg in die Arbeit, besonders am Wiener Hauptbahnhof aufgefallen, der etwas einschüchternd wirkt, wenn man so gut wie alleine am Bahnsteig auf den Zug wartet. Als müsste man ein schlechtes Gewissen haben, ins Büro zu fahren, weil Homeoffice nur eingeschränkt möglich ist. Am Anfang der Corona-Krise habe ich geglaubt und gehofft, dass eine geringe globale Entschleunigung stattfinden kann, welche eine positive Auswirkung auf Lebewesen und Natur hat, bzw. unserer Gesellschaft gut getan hätte und nicht allzu enorme wirtschaftliche Folgeschäden mit sich bringen könnte. Dass sich das Verhalten der Gesellschaft nicht besonders ändern wird, haben die "schockierenden" Fotos und Videos vom regelrechten Stürmen von Baumärkten und Fast-Food-Restaurants kurz nach deren Wiederöffnung gezeigt.

In retrospect, the last days before the lockdown shaped me through the (anti-social) encounters when shopping or using public transport. I quickly gave up my usual short trips to the grocery store after work to get some bread rolls and salad for dinner. I didn't want get into arguments over the last piece of protein roll with overly sensitive "aggro hoarders". Since then, my weekly shop has been done on Saturdays. But even when shopping on Saturday I was sometimes standing next to my shopping trolley, completely stunned for several minutes watching the crowds employing their elbows and fighting over stuff, while greedily stuffing their trolleys to the brim, which was really incomprehensible to me. Even though the shelves looked very empty, there was still more than enough food there to keep everybody from starving to death. I have always tried to take the new corona situation in a cool and calm manner, but still with a certain amount of seriousness when it came to myself and the people around me. Of course there were also positive situations in which the other party acted unexpectedly considerately. All in all, I was not surprised by the developments themselves. The increasing numbers of corona infections quickly left no doubt that the virus is transmitted rapidly and can hardly be localized and tracked. A lockdown was therefore predictable and, in my view, also sensible.

I can't really talk about quarantine in a narrow sense of the word, as I did not work from home. In this sense, I could only experience the full extent of quarantine at the weekend when the Saturday nightlife was moved to the balcony, instead of taking place in a pub or club. Despite the exit restrictions, I did not experience any boredom and it was nice to enjoy time as a twosome: gardening on the balcony, going out for runs, mixing up cocktails and trying out new recipes (sweet & savory). Sometimes we would just sit lazily on the couch on the balcony, playing the guitar - thus securing the additional quarantine kilos ;-)
What I missed the most was the personal contact with family and friends. Simply going out for a carefree drink after work, or enjoying the spring sun in a park. Easter and many birthdays, including mine, took place during the quarantine period. I want to point out, however, how my dear colleagues tried to make my quarantine birthday in the office a special one: Lasagna and brownies, enjoyed wearing a face mask and a party hat :-) The cancellation of many upcoming concerts was also painful to me, as my personal concert calendar for 2020 had been particularly full.

In my opinion, the pandemic will have little impact on our society's behavior in the long run - but it will have an enormous economic impact. The quarantine period, when people only went out for the most necessary errands, was too short in this regard. In the first 2-3 weeks after the announcement of the first restrictions, Vienna turned into a veritable ghost town. I noticed that on the way to work, especially at Vienna Central Station, which is a little intimidating when you are the only person waiting for a train on a huge platform. As though you would have to have a guilty conscience for going into work, even though home office is only possible to a limited extent in my case. At the beginning of the Corona crisis, I believed and hoped that a slight global deceleration could take place, which would have a positive impact on all living beings and mother nature, or which would have been good for our society (and would not result in too much economic damage at the same time). The "shocking" photos and videos of people storming hardware stores and fast food restaurants shortly after their reopening have shown that society's behavior will not change much.