Klaus (AT), 52, Prokurist in einer Tischlerei, Strem/Österr.

24.05.2020

"Ganz aussichtslos war es noch nie (auf Burgenländisch: gaunz gfölht woars nau nia)."

Anfangs habe ich die Geschehnisse um Corona mit Interesse, aber auch sehr gelassen mitverfolgt. Als es dann plötzlich in Italien eskalierte, habe ich schon gesehen, dass auch auf uns eine große Herausforderung zukommt.

Ich bin sehr froh, dass ich in Österreich lebe und denke (danke), dass unsere Regierung sehr klug und vorausschauend gehandelt hat. Der relativ frühe Lockdown war sehr wichtig und hat Schlimmeres verhindert. Richtig oder falsch gibt es in dieser Situation nicht. Im Nachhinein ist man sicher klüger und wird feststellen, was man anders machen hätte sollen. Aber wer nicht handelt, dem passieren auch keine Fehler. Kritiker, die jetzt auftreten, darf man nicht ernst nehmen. Schade ist, dass sich die Rechtsanwälte schon rüsten und die vielen "Ungerechtigkeiten" einklagen werden. Die Krise hat uns alle getroffen. Wer war am schlimmsten dran?

Zum Glück war ich nie wirklich in Quarantäne, da wir im Betrieb nahezu durchgearbeitet haben. Am Land haben wir uns auch sehr frei bewegen können. Wirklich schmerzhaft abgegangen ist mir eigentlich nichts, da ich im Hinterkopf hatte, dass diese Ausnahmesituation zeitlich begrenzt ist.

Die größte Herausforderung hatte ich mit dem Krisenmanagement in unserer Firma. Diese Situation hat mir viele schlaflose Nächte bereitet. Wir bekamen täglich mehrmals Informationen, mit Vorgaben, Richtlinien und Auflagen. Einen Tag später war alles schon wieder überholt. Das war und ist für unseren Betrieb existenzbedrohend. Täglich wurden uns neue Steine in den Weg gelegt. Wie können wir weitergehen ohne zu stolpern, oder gar zu fallen? Speziell in den ersten Tagen nach dem Herunterfahren, gab es drei große Schwerpunkte:

  • Wie können wir unsere Mitarbeiter bei der "Stange" halten. Auf der einen Seite hatten wir noch viele Aufträge abzuarbeiten, andererseits haben wir die Verantwortung unseren Mitarbeitern samt Familien gegenüber - mit all deren Ängsten und Sorgen. Da wir in der Nähe zu Ungarn leben, beschäftigen wir auch Leute, die über die Grenze pendeln. Plötzlich sind die Grenzübergänge zu, dann doch wieder nicht, dann mit Auflagen,.... sehr spannend.
  • Wie halten wir Kontakt zu unseren Kunden, die teilweise auch sehr verängstigt waren. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Montagen wurden auf unbestimmt verschoben. Wo können wir trotz Auflagen noch ausfahren,...
  • Täglich bekamen wir Informationen von unseren Lieferanten: Viele Zulieferbetriebe haben in der ersten Panik geschlossen, einige konnten nur bedingt liefern, andere haben wieder volle Lieferfähigkeit zugesagt.

Das alles unter einen Hut zu bringen war sehr spannend. An normales Arbeiten war nicht zu denken, da die Kommunikation alle Ressourcen in Anspruch nahm - den ganzen Tag reagieren,...

Angst hatte und habe ich nicht wirklich. Sorgen machte und mache ich mir um Familienmitglieder, Freunde und Mitarbeiter. Seit der Wirtschaftskrise 2009 lebe ich nach dem Motto: "Ganz aussichtslos war es noch nie (auf burgenländisch: gaunz gfölht woars nau nia)". Und wenn man weiß, dass es immer ein Leben danach gibt, lebt es sich gelassener.

Ich hatte als Kind schwierige Zeiten zu überstehen, in denen ich mich manchmal sehr allein gelassen fühlte. Jetzt habe ich eine liebe Frau und eine tolle Familie, gemeinsam kann man vieles überstehen.

Die Leute sind durch die Krise wieder näher zusammengerückt. Ich hoffe, dass dieser Zustand noch recht lange nachwirkt. Viele Menschen sind und mussten über sich hinauswachsen, um anderen zu helfen - ihnen gilt mein/unser Dank!

Ich denke, die negativen Aspekte werden schnell vergessen. Meinen Enkelkindern möchte ich einmal erzählen, wie es war, als der Verkehr total weg war. Keine Flugzeuge am Himmel, nahezu autofreie Autobahnen, leere Städte ...

Die Pandemie ist ein geschichtsträchtiges Ereignis, welches unsere Welt bestimmt nachhaltig verändert hat. Wir als Gesellschaft sind gefordert im speziellen die Grundversorgung, sowie die medizinische Versorgung regional sicherzustellen. Auch im Bereich Energieversorgung sollten wir autark werden, das würde unserer Umwelt sehr gut tun.

From the beginning I kept tabs on the events around Corona with interest, but I was still very calm. When the situation suddenly escalated in Italy, I realized that we were also facing a major challenge here in Austria.
I feel blessed to be living in Austria and I think that our government has acted very wisely and with foresight (thanks!). The relatively early lockdown was very important and has prevented worse. There is no right or wrong in this situation. In retrospect, sure you're smarter and realize what should have been done differently. Only those that don't act at all, don't make mistakes. Those critics appearing now should not be taken seriously. It is a pity that the lawyers are already preparing lawsuits to pursue all the "injustices". The crisis has hit us all. Who can say that they were the worst off?
Fortunately, I never had to endure quarantine, because my company was up and running almost all the time. In the countryside we were also able to move around quite freely. I did not miss anything at all, not really, since I always had in mind that this exceptional situation is limited in time.The biggest challenge I faced was the crisis management of our company. That gave me many sleepless nights. We received differing information several times a day, with guidelines, instructions and requirements. A day later everything had already been overhauled and out of date. That was and is a real threat to the survival of our company. New obstacles were put in our way every day. How can we go on working without tripping or even falling? In the first few days after the shutdown, there were three main areas of focus:

  • How can we take care of our employees? On the one hand we still had a lot of orders to process, on the other hand we have a responsibility towards our employees and their families - with all their fears and worries. Since we live close to Hungary, we also employ people who commute across the border. Suddenly the border crossings were closed, then opened again, then opened, but with restrictions, ...
  • How do we keep in touch with our customers, who, in some cases, were really scared? Everyone was self-absorbed. Some assembly work has had to be postponed to ... we don't know when. The question also was where we could go to do deliveries and assemblies despite the restrictions... etc.
  • We received information from our suppliers on a daily basis: Many suppliers closed down completely, some were only able to deliver to a limited extent, others have signaled that they would return to full delivery capacity.

It was very exciting to reconcile all that. "Normal" work was out of the question, since communication took up all resources.I wasn't really afraid myself. I worried, and still worry, about family members, friends and employees. Since the economic crisis in 2009 I have been living according to the motto: "It has never been entirely hopeless". And if you know that there is always a life afterwards, you can be more relaxed.
As a child, I had to endure difficult times when I sometimes felt very alone. Now I have a lovely wife and a great family, together, you can survive a lot.
The crisis has brought people closer together. I hope that this will stay like that for a long time to come. Many people had to exceed themselves, go above and beyond their limits to help others - many thanks to them!
I think the negative aspects of the crisis will quickly be forgotten. One day, I will tell my grandchildren what it was like when there was no traffic at all. No planes in the sky, the highways almost completely void of cars, empty cities ...
The pandemic is a historic event that has definitely changed our world forever. We as a society are now challenged to ensure basic services as well as regional medical care. We should also become self-sufficient in the area of energy supply, which would do our environment very good.